Baby an Board

Baby an Board

Michi über ihre Schwangerschaft:

Anfang Jänner hatten wir die Gewissheit: unser Leben wird sich in diesem Jahr drastisch verändern, denn „wir sind schwanger!“ Es ist ein überwältigendes Gefühl, wenn man sich dieser Worte zum ersten Mal richtig bewusst wird: zum einen sind da riesengroße Freude, unendlich viel Liebe und tiefe Dankbarkeit…zum anderen aber natürlich auch Ungewissheit, vielleicht sogar etwas Angst vor dem Unbekannten, der neuen Verantwortung/Aufgabe als zukünftige Eltern.

War „es“ denn geplant? Passte „es“ denn in unsere momentane Lebenslage?  – gerade jetzt, wo Daniel die neue große berufliche Herausforderung angenommen hatte…gerade jetzt, wo ich mich wieder 100%ig von meiner langwierigen Verletzung zurück gekämpft und eine erneute Ironman-Hawaii-Qualifikation zum Ziel hatte! Alles Fragen, die wir gestellt bekamen und auch Gedanken, die wir uns selbst ebenfalls machten! Für uns stand schon immer fest, dass wir gerne einmal eine Familie gründen wollen – aber wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Wir werden immer wieder neue Pläne/Ziele haben und mit Herausforderungen konfrontiert werden – „Der richtige Zeitpunkt ist nie und immer.“– ein für uns ganz treffendes Zitat. Wir teilen außerdem schon lange die Behauptung, dass alles im Leben so kommt, wie es kommen soll und einen Sinn hat, und so waren wir dann auch schnell von Anfang an überzeugt, dass genau jetzt, genau der richtige Zeitpunkt für diesen neuen Lebensabschnitt ist.

Foto: Tri Your Life

Was bedeutete die Schwangerschaft nun aber für mein Training und mich als Leistungssportlerin?

Schon einige Zeit bevor ich überhaupt den positiven Schwangerschaftstest in Händen hielt, bemerkte ich bereits, dass etwas mit mir und meinem Körper anders ist. Als Sportler setzt man sich ja täglich intensiv mit dem eigenen Körper auseinander, entwickelt dadurch ein spezielles Körpergefühl und eine hohe Sensibilität. Zwar kann es durchaus vorkommen, dass man die Körpersignale bewusst zu ignorieren versucht, aber grundsätzlich weiß man, wie sich gewisse Trainingseinheiten/Intensitätsbereiche anfühlen sollten – im erholten und auch im ermüdeten Zustand. Daher machten mich eine ungewöhnliche plötzliche Kurzatmigkeit (bereits im Grundlagentraining) und anhaltende Kraftlosigkeit/Müdigkeit schon etwas stutzig. Als dann auch das Einsetzen meiner Tage ausblieb, hatte ich einen leisen Verdacht, der sich schließlich tatsächlich bestätigte – ich war schwanger!

Wir behielten die Nachricht in den folgenden Wochen zunächst noch für uns, nur meinen Trainer informierte ich sofort. Mir war es wichtig, dass er Bescheid weiß und wir mein Training auch dementsprechend anpassen und abstimmen – denn schließlich war ich ab jetzt nicht nur mehr für mich alleine verantwortlich. Mein Fokus änderte sich schlagartig: es ging nicht mehr darum, mich auf die Saison und bevorstehende sportlich Höchstleistungen vorzubereiten, sondern einfach fit und gut durch die Schwangerschaft zu kommen. Die Gesundheit unseres Babys stand für mich ab sofort an oberster Stelle.

Foto: Tri Your Life

Dass Sport in der Schwangerschaft für Mutter und Baby gut ist, steht mittlerweile außer Frage. Aber was heißt das nun genau? Man liest, hört so einiges – von Sportkolleginnen, Ärzten, Physiotherapeuten… jeder macht oder empfiehlt etwas anderes. Das kommt vermutlich auch ganz einfach daher, dass jede Frau und jede Schwangerschaft anders sind. Was für die eine funktioniert, muss der anderen noch lange nicht genauso guttun. Da sich unser Training ohnehin primär nach dem eigenen Körpergefühl richtet anstelle von Zahlen/bestimmten Wattwerten, wollte ich mein Training auch weiterhin auf diese Weise gestalten. Ich war in der glücklichen Lage, dass ich abgesehen von der extremen Müdigkeit und einer nur phasenweise auftretenden Übelkeit keine größeren Beschwerden in meiner Frühschwangerschaft hatte. Daher konnte ich in den ersten Monaten (mit Ausnahme der Intensität) beinahe wie gewohnt nach Trainingsplan trainieren. Allerdings muss ich aber sagen, dass meine Motivation zu diesem Zeitpunkt ziemlich im Keller war und ich mehr aus Routine als aus Lust trainierte. Dass ich mich fürs Training immer wieder überwinden musste, kenne ich von mir für gewöhnlich nicht. Selbst lockere Läufe empfand ich als mühsam. Mein Körper war in diesem Moment sichtlich mit anderen Dingen beschäftigt. Ich hätte gar kein Verlangen mehr nach harten Intervall-Trainings oder Wettkämpfen gehabt. Selbst an guten Tagen konnte ich mich bei allem, was über dem Grundlagenbereich lag, nicht mehr richtig anstrengen…oder vielleicht wollte ich es ganz einfach nicht mehr und es war ein unbewusster, innerer Schutzmechanismus. Meine ursprünglichen Trainingslager-Pläne verwarf ich. Erstens wollte ich nicht weg von Dani und ihn so gut wie möglich in seinem neuen Job unterstützen und zweitens hatte ich nun keine finanziellen Sponsoren mehr und da ich ja auch keine Preisgelder mehr bei Wettkämpfen erzielen würde, war ich quasi arbeitslos und ich musste mich schleunigst darum kümmern, Arbeit zu finden.

Die Schwangerschaft zu genießen begann ich dann im 2.Trimester, um die 15.SSW herum, als die starke Müdigkeit verschwand und mein gewohnter Elan/Tatendrang wieder zurückkehrten. Das Training machte mir wieder Spaß und auch wenn ich merkte, dass ich nun von Woche zu Woche langsamer wurde, fühlte ich mich gut und nicht mehr kraftlos. Am meisten und am liebsten verbrachte ich Zeit im Wasser. Obwohl ich mittlerweile schon eine ziemlich runde Boje im Pool bin, schwimme ich auch jetzt noch fast täglich und fühle mich wohl dabei. Das Radtraining absolvierte ich im Winter wie gewohnt auf der Rolle. Ab dem Frühling wählte ich mein Gravel-Bike für die Ausfahrten, um so gut wie möglich abseits des Straßenverkehrs unterwegs zu sein. Als mein Bauch dann immer größer wurde, verlagerte ich das Radfahren – trotz Schönwetter – dann wieder nach drinnen. Ich fühlte mich nicht mehr wirklich wohl draußen und wollte einfach kein Verletzungsrisiko eingehen. Abgesehen davon, dass mir Rollentraining sowieso nicht wirklich schwerfällt, habe ich in meinem Leben schon so viele schöne Radkilometer in der Natur gesammelt, sodass ich kein Problem damit habe, das Radfahren die paar letzten Monate der Schwangerschaft auf die Rolle zu verlegen. Was das Laufen angeht, war jede Einheit eine Überraschung: mal ging es gut, mal drückte das Baby auf die Blase oder irgendwo anders hin, dass ich den Lauf dann lieber abkürzte oder ein paar Gehpausen einlegte. Ich besorgte mir auf Empfehlung anderer Sportkolleginnen einen Gurt (FITsplint Maternity), der den wachsenden Bauch stützen und den Druck auf die Blase reduzieren sollte. Anfang Mai konnte ich beim Red Bull Wings4Life Run mit 23km noch einen langen Lauf ohne Probleme absolvieren. Danach wurden meine Laufrunden dann aber immer kürzer und um die 30.SSW wurde dann aus dem Laufen ein Wandern. Die Laufbewegung fühlte sich einfach nicht mehr wirklich angenehm an. Regelmäßige Gymnastik (inklusive der wichtigen Beckenbodenübungen), sowie auch Yoga waren ebenfalls Bestandteil meines Trainingsprogramms während der gesamten Schwangerschaft.

40 Wochen dauert diese in der Regel…klingt aufs Erste nach einer halben Ewigkeit. Ich verglich die 40 Wochen immer wieder mit einer Schwimmeinheit, die wir oft am Plan hatten: 40x 100m Kraul. Startet man mit diesem Programm, zieht es sich am Beginn ebenfalls und man denkt, man wird nie fertig. Doch hat man mal die Hälfte geschafft, vergeht die Zeit immer schneller, man spult 100m für 100m herunter bzw. es vergeht eine Woche nach der anderen…und ehe man sich versieht, ist man tatsächlich am Ende angelangt! Mittlerweile bin ich in der 37.SSW – der Endspurt ist angebrochen! Ich bin wirklich sehr dankbar und froh, dass ich bis jetzt so gut durch die Schwangerschaft kam, bis zum Schluss aktiv bleiben konnte und bis auf Sodbrennen keine nennenswerten Beschwerden bekam – das alles ist ganz und gar nicht selbstverständlich.

Wie es dann mit meiner sportlichen Laufbahn nach der Geburt, mit Kind, weitergehen wird, lasse ich vorerst auf mich zukommen. Sport bzw. Triathlon war/ist immer meine große Leidenschaft und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ich weiß, dass ich auch nach der Geburt schnell wieder fit werden möchte und mir würden schon noch sportliche Ziele bzw. Wettkämpfe, die ich gern mal machen würde, einfallen. Dass man auch mit Kind seine Profikarriere erfolgreich fortsetzen kann, zeigen ja die mittlerweile zahleichen „Super Mums“ im Triathlon und in anderen Sportarten. Aber ob das auch der passende Weg für mich/uns werden wird, ob sich Familie, Danis Job und Profisport vereinbaren lassen, wird sich zeigen. Erstmal steht für uns jedenfalls was anderes im Vordergrund. Wir haben uns für ein Kind entschieden und jetzt geht es für uns darum, unsere Aufgaben als Eltern bestmöglich zu erfüllen. Wir freuen uns und sind gespannt auf diese ganz neue Art von Challenge!

Fotos: Tri Your Life